Führung Villa Stuck: Symbolist Jan Toorop

Führung Villa Stuck: Symbolist Jan Toorop

Führung durch die Ausstellung, anschließend bleibt noch genügend Zeit, durchs Haus zu lustwandeln oder im Café abzuhängen.

Jan Toorop (1858 – 1928) ist einer der bedeutendsten niederländischen Symbolisten, dessen Oeuvre außerhalb seines Heimatlandes in seiner Vielfältigkeit bisher nur wenig bekannt ist. Die Suche nach eigenen Ausdrucksformen führte ihn vom Impressionismus über den Pointillismus bis hin zum Jugendstil. Inspiriert durch namhafte Künstler wie James Ensor, Vincent van Gogh und die Maler des Symbolismus, entwickelte Toorop seinen eigenen symbolistischen Stil und wurde zu einer der innovativsten Kräfte der Malerei seiner Zeit. Erstmals wird sein umfassendes Werk nun in einer großen Übersichtsschau mit mehr als 200 Werken in Deutschland präsentiert. Zu sehen sind neben zahlreichen Hauptwerken Jan von Toorops auch Buchillustrationen sowie grafische Arbeiten, darunter zahlreiche Plakate.

Der 1858 in der niederländischen Kolonie Java geborene Jan Toorop kam im Alter von elf Jahren nach Europa. Nach dem Besuch des Polytechnikums in Delft studierte er an den Akademien in Amsterdam und Brüssel. Dort war er 1884 Mitbegründer von »Les Vingts«, einer Künstlergruppe um James Ensor. Sein zeichnerisches Talent, sein Interesse an gesellschaftlichen Themen und vor allem für Literatur sowie seine Vorliebe für Mystik beeinflussten die Vielseitigkeit seines Schaffens. Toorop arbeitete in verschiedenen Stilrichtungen: offen für die ästhetischen Strömungen, die Europa zu seiner Zeit prägten, blieb er einer naturalistischen Darstellungsweise verhaftet, die er gegen den Postimpressionismus eintauschte, bevor er sich schließlich dem Symbolismus zuwandte.

Ab 1885 lebte Toorop wechselweise in Brüssel, Den Haag, London und bis 1892 im niederländischen Küstenort Katwijk, danach in Looduinen in der Nähe von Den Haag, wo er seine wichtigsten symbolistischen Werke schuf. In dieser Zeit entwickelte Toorop seinen eigenen, einzigartigen Stil, für den eine individuelle, dynamische Formensprache kennzeichnend ist. Als Folge eines horror vacui entstanden mit dichten, parallelen Linien überzogene Bildflächen, die für seinen Stil typisch
werden sollten. Die Alltagsrealität verschwand zunehmend aus seinem Werk und wurde durch verträumte, fantasiereiche Bilder ersetzt. Seinen formalen Ansatz entwickelte er weiter zum Art Nouveau, bei welchem sich ein vergleichbares Gefüge aus schwingenden Linien und verklärten Frauengestalten findet. Beeinflusst durch Berlage, von dem er 1898 beauftragt worden war, die »Beurs van Berlage« in Amsterdam mit keramischen Fliesen zu dekorieren, wandte sich Toorop in der Folge der sogenannten ‘Nieuwe Kunst’ zu, einer Richtung der dekorativen Künste, die ab 1895 in den Niederlanden aufkeimte. Für die Hinwendung zu diesem Stil kennzeichnend ist ein gröberer Zeichenstil. Ab 1897 schuf Toorop wieder realistischere Werke. Bis Anfang der 1920er Jahre wechselte er mehrfach seinen Wohnort, lebte aber jeden Sommer für mindestens fünf
Monate im Küstenort Domburg auf der Insel Walcheren. Dort stand er im Zentrum einer losen Vereinigung von Künstlern, zu der auch Otto van Rees, Jacoba van Heemskerck und Piet Mondrian zählten. Sie alle waren nicht einem bestimmten Stil verhaftet, sondern vielmehr in ihrer Inspiration geeint, die sie in der Landschaft und Natur der niederländischen Küstenlandschaft fanden.

Neben Amsterdam war Domburg der wichtigste Ort für die Entwicklung des Luminismus, der Niederländischen Variante des Neoimpressionismus. 1908 wurde Toorop zum herausragenden Künstler dieser Strömung gekürt. Wie an den Werken Mondrians aus dieser Zeit deutlich zu erkennen, bestand ein reger Austausch zwischen Toorop und Mondrian, nicht nur im Hinblick auf Fragestellungen der Theosophie, sondern auch zu Fragen der Form- und Farbgebung. Anfang 1909 entschloss Toorop sich, im Stil der Beuroner Schule zu malen und erreichte damit erneut einen Höhepunkt seines Schaffens im Stil des Luminismus. 1905 konvertierte er offiziell zum katholischen Glauben, zunächst um seine Ehe zu retten, widmete sich aber in der Folge – nicht zuletzt aufgrund der Lektüre Maeterlincks und Verhaerens und deren Auseinandersetzung mit dem
Verhältnis von Gut und Böse – vermehrt mystischen und religiösen Themen.

In den Jahren des ersten Weltkriegs entstanden Bilder über die Zerstörungen des Krieges und die Not der belgischen Kriegsflüchtlinge sowie eine große religiöse Arbeit, ein Kreuzweg an seinem Wohnort Den Haag, wohin er 1916 umgezogen war. In seinem Schaffen wurde Toorop zu dieser Zeit stark beeinträchtigt durch eine schwere, mit körperlichen Lähmungen einhergehende Krankheit. Der Kreuzweg wurde 1919 fertiggestellt; Toorops Lähmung schritt jedoch voran. Ab 1920 war sein linkes Bein völlig erlahmt, und er war auf einen Rollstuhl angewiesen.

Trotz seiner Krankheit arbeitete Toorop in den folgenden Jahren weiterhin intensiv und schuf hauptsächlich Zeichnungen und Grafiken, die sich mit Themen und Anliegen des Katholizismus beschäftigten. 1927 entstand sein letztes großes Werk, ein eindringliches, religiös geprägtes Selbstporträt. Am 3. März 1928 starb Toorop im Alter von 69 Jahren in Den Haag.

Bereits zu seinen Lebzeiten wurden Toorops Werke in Deutschland gezeigt: Vom 1. Juli bis zum 31. Oktober 1893 in München, außerdem ab 17. Dezember 1893 in der Ausstellung »Einige Symboliker« in der Galerie Gurlitt in Berlin. Mit der vorliegenden Ausstellung in der Villa Stuck wird es nach langer Zeit erneut möglich, mit der vollständigen Reichweite dieses bedeutenden niederländischen Künstlers in Berührung zu kommen.

Pinnwand (2)


Die Pinnwand ist nur für eingeloggte Mitglieder sichtbar. Log dich ein oder melde dich an, um die Einträge zu sehen!

Anmeldungen (4)


Die Teilnehmerliste ist nur für eingeloggte Mitglieder sichtbar. Log dich ein oder melde dich an, um die Teilnehmer zu sehen!
Anmeldungen 4

Freitag, 04.11.2016 18:30 Uhr

München

Kunst & Kultur


Eventinformationen


Anmeldeschluss Donnerstag, 03.11.2016 22:00 Uhr

Kosten
Eintritt und Führung frei

Teilnehmer 4 (ein Mann und 3 Frauen )

Max. Teilnehmer 4 (ausgebucht)

Max. Begleitpersonen Keine Begleitpersonen

Zum Event anmelden

Andere Events von Initiatoren aus München, Bogenhausen

Bilder

Die Bildergalerien sind nur für eingeloggte Mitglieder sichtbar.

Alle Single-Events am selben Tag 23 Events

  • Profilfoto
    Initiator

    Bergwanderer68 (56)

  • Profilfoto
    Initiator

    ramgeis (53)

    Dieses Event hatte keine Anmeldungen
  • Profilfoto
    Initiatorin

    keep_smiling (53)

  • Profilfoto
    Initiator

    michaelausmuc (56)

  • Profilfoto
    Initiatorin

    Tit 4 Tat ()

  • 18:00 Uhr

    Profilfoto
    Initiator

    Rock_Scorpio (57)

  • Profilfoto
    Initiatorin

    Antje01 (63)

  • 18:00 Uhr

    Profilfoto
    Initiator

    SingleTrail (66)

  • Profilfoto
    Initiatorin

    Susi1969 (54)

  • Profilfoto
    Initiatorin

    Sahnebaiser (64)

    Dieses Event hatte keine Anmeldungen
  • Profilfoto
    Initiatorin

    allesgut (61)

  • Profilfoto
    Initiatorin

    Angie089 (69)

  • Profilfoto
    Initiatorin

    kullermaus (54)

  • Profilfoto
    Initiator

    Verve (52)

  • Profilfoto
    Initiator

    Helmuc (66)

  • Profilfoto
    Initiatorin

    AMA (74)

  • Profilfoto
    Initiatorin

    Angelina16 (55)

  • Profilfoto
    Initiator

    max-no-milian (61)

  • Profilfoto
    Initiator

    loup-de-drole (62)

  • Profilfoto
    Initiator

    cortado (51)

  • Profilfoto
    Initiator

    ROCK44 (40)

  • Profilfoto
    Initiatorin

    findige Fregatte (62)

  • Profilfoto
    Initiator

    Mr. Saxobeat (59)

    Dieses Event hatte keine Anmeldungen

Single-Events am nächsten Tag »