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Inhalt:
Steven Soderbergh schwelgt im Biopic LIBERACE im Pomp des schrillen Entertainers und zeigt zugleich auf berührende Weise sein geheimes Privatleben. Michael Douglas spielt die Rolle seines Lebens.
Filmkritik:
Mitreißendes Biopic über den exaltierten amerikanischen Entertainer Liberace und seine mehrjährige Beziehung zu seinem jugendlichen Liebhaber Scott Thorson.
Soderberghs Film, der außerhalb der USA regulär im Kino ausgewertet wird, ist ein Triumph für alle Beteiligten, der nicht eine Sekunde nach Fernsehen aussieht und auch dann wohl nicht sorgfältiger und kinogerechter hergestellt worden wäre, wenn das Geld von einem Kinoproduzenten gekommen wäre. Vor allem Michael Douglas und auch Matt Damon begeistern in den Hauptrollen als Liberace respektive Thorson: Ihnen gelingt es, den grotesk übersteigerten Aspekten ihrer Figuren durchaus etwas Liebenswertes und Humorvolles abzugewinnen, ohne sie vom Exzess erdrücken zu lassen. Beide Männer sind in diesem Film nachvollziehbare Menschen aus Fleisch und Blut, wenngleich auch gehüllt in Polyester, Hermelin und soviel Swarowski, dass die komplette Strass-Industrie Österreichs gut davon leben kann.
Liberaces Hände schmücken wenigstens sechs Bling Rings, überdimensionierte Riesenklunker, die ihn jedoch nicht am Klavierspiel hindern. In der Konzertszene zu Beginn des Films, in der das unbedarfte Landei Thorson den umjubelten Lee - wie Liberace von seinen Freunden genannt wird - erstmals auf der Bühne sieht, sagt Amerikas Antwort auf Ludwig II., ganz alter Showhase, zum Publikum: "Ich werde oft gefragt, wie ich mit so vielen Ringen an den Fingern Klavier spielen kann. Meine Antwort ist ganz einfach: Sehr gut, vielen Dank." Als der Star den damals 20-jährigen Scott hinter der Bühne trifft, ist es zwar nicht Liebe, aber doch Lust auf den ersten Blick. Auftakt für Szenen einer Ehe, in denen Liberaces vormaliger Liebhaber, einer in einer Ahnenreihe von vielen, wie man später erfährt, abserviert und Scott als Assistent und Chauffeur des Maestros implementiert wird, in denen häuslicher Alltag von Schönheitsoperationen durch den höchst zweifelhaften Dr. Startz (unfassbarer Auftritt von Rob Lowe, der als Mischung aus Reptil und Totenmaske Michael Jackson verblüffend ähnlich sieht), daraus resultierende Pillen- und Drogensucht Scotts, Absturz, Streit und Trennung durchbrochen werden.
Alldieweil und ohne jemals die Leichtigkeit in dem zunehmend bitterer werdenden Film zu verlieren, behält das kluge Drehbuch von Richard LaGravenese immer die politische Dimension der Geschichte im Blick: Dass ausgerechnet der Mann, der eindeutig äußert, Stars sollten mit ihren politischen Ansichten hinterm Berg halten und einfach nur unterhalten, selbst am meisten davon profitiert hätte, sein Leben zum Politikum zu machen, weil er seine Neigungen, die er hinter dem Kerzenständer frei auslebte, vor der Öffentlichkeit immer verbergen musste, macht ihn zur tragischen Figur und "Behind the Candelabra" zu einem kleinen Meisterwerk in Soderberghs Karriere. Der Kreis schließt sich: Mit seinem Debüt "Sex, Lügen und Video" hatte er seine Laufbahn begonnen und dem modernen US-Independentkino den entscheidenden Anstoß gegeben. Jetzt zieht Soderbergh in Cannes den Stöpsel und beendet in gewisser Weise auch das moderne Independentkino, wie wir es in den vergangenen 25 Jahren kennen und lieben gelernt haben. Zeit für ein neues Kapitel.
Anfahrtsbeschreibung:
zwischen Stachus und Sendlinger Tor - durch die Sex-World-Passage in den Innenhof und schon is man da ;-)
Kosten
7,50 Euro
Teilnehmer 4 (ein Mann und 3 Frauen )
Max. Teilnehmer 5 (ein freier Platz)
Max. Begleitpersonen Keine Begleitpersonen
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